31.01.2021 Letzter Sonntag nach Epiphanias – Fest der Verklärung Jesu

31.01.2021 Letzter Sonntag nach Epiphanias – Fest der Verklärung Jesu



Predigt: 2. Petrus 1:16-21 (HFA)

16 Wir haben doch nicht irgendwelche klugen Geschichten erfunden, als wir euch verkündeten, dass unser Herr Jesus Christus in Macht und Herrlichkeit erscheinen wird. Mit unseren eigenen Augen haben wir seine herrliche Größe ja schon gesehen. 17-18 Gott, der Vater, hat ihm diese Ehre und Macht gegeben. Als Jesus mit uns auf dem heiligen Berg war, haben wir selber die Stimme Gottes, des Höchsten, gehört. Vom Himmel her sprach er: »Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich mich von Herzen freue.« 19 Umso fester verlassen wir uns jetzt auf das, was Gott durch seine Propheten zugesagt hat. Auch ihr tut gut daran, wenn ihr darauf hört. Denn Gottes Zusagen leuchten wie ein Licht in der Dunkelheit, bis der Tag anbricht und der aufgehende Morgenstern in eure Herzen scheint. 20 Doch vergesst vor allem eines nicht: Kein Mensch kann jemals die prophetischen Worte der Heiligen Schrift aus eigenem Wissen deuten. 21 Denn niemals haben sich die Propheten selbst ausgedacht, was sie verkündeten. Immer trieb sie der Heilige Geist dazu, das auszusprechen, was Gott ihnen eingab.


Liebe Mitchristinnen und Mitchristen!

Worauf trauen wir? Worauf hören wir? Was glauben wir? In unserem Alltag werden wir mit so vielen Nachrichten überschüttet. So vieles wird uns mitgeteilt. Aber wer sagt uns, dass das alles wahr ist? Können wir allen Informationen Glauben schenken?

Ein Kollege berichtete mir vor einigen Jahren, dass er im Fernsehen zu einem kirchlichen Thema interviewt wurde. Nach der Sendung rief ihn seinen eigene Mutter an und forderte ihn heraus, wie er nur so etwas erzählen konnte. In der Zeitung stand doch etwas ganz anderes. Die Mutter glaubte der Zeitung mehr als ihrem eigenen Sohn. Und sie bestand darauf, dass das, was dort geschrieben war, richtig wäre, während das, was ihr Sohn im Fernsehen erzählt hatte, nicht der Wahrheit entsprechen würde. Nun, der Sohn war der Verantwortliche in der Seelsorgeabteilung, um die  es ging.
Also: Noch einmal die Frage: Wem schenken wir Glauben? Auf wen hören wir?

Das scheint in unseren Tagen eine spannende Frage zu sein. Fake News ist ein Schlagwort geworden, oder alternative Fakten. Man kann die Welt immer anders sehen. Und viele Menschen sehen sie auch anders als die Mehrheit der Menschen. Hinzu kommen noch die Menschen, die Verschwörungstheorien anhängen oder sich leicht von diesen beeinflussen lassen. Manch einer glaubt nicht mehr den Informationen aus erster Hand, sondern muss sich seine Welt irgendwie zurechtbiegen, so dass es für ihn oder sie passt. Gerade in unseren Tagen sind viele Menschen wieder unsicher geworden und fragen sich, worauf sie noch trauen können. Dabei kann es immer einmal zu einem Missverständnis kommen. Es kann sein, dass sich ein Sachverhalt durch neue Erkenntnisse ändert. Und dann muss man eine Sichtweise oder einen Standpunkt verändern. Das gehört zum täglichen Leben dazu. Doch sich einfach auf etwas einzulassen, weil es irgendwelche Leute sagen und es so verlockend klingt und in den eigenen Ohren juckt, das ist eben nicht so der empfehlenswerte Weg. Es gilt zu prüfen! Es gilt zu fragen, zu hinterfragen, ob das so richtig ist.

Doch damit sind wir bei einem Punkt, der auch in unserer Zeit Christinnen und Christen herausfordert. Da gibt es immer wieder Menschen, die den christlichen Glauben in Frage stellen. Das widerspricht doch den naturwissenschaftlichen Erkenntnissen. Das steht doch im Gegensatz zum gesunden Menschenverstand. Das haben sich doch Menschen damals alles ausgedacht.

Und in der Tat ist es so, dass wir zugeben müssen: Wir können nicht einfach alles so beweisen, wie man es sich in der Naturwissenschaft erwartet. Und das wäre ja auch fatal, wenn dem so wäre. Denn dann wäre Gott von uns abhängig, von unserem Verstehen und Begreifen, von unserer Beweisführung. Aber dann wäre er kein Gott mehr, weil er von uns und unserem Vermögen abhängig wäre. Umgekehrt müssen wir Menschen doch auch zugeben, dass wir mit unserem Begreifen und Verstehen an Grenzen stoßen. Selbst, was man sich als Theorie aufgrund logischem Denkens vorstellen kann, muss noch nicht hundertprozentig so gewesen sein. Es war ja schließlich keiner dabei. Wir versuchen nur, mit unserem Verstand zu erschließen und zu verstehen. Das ist nichts Schlechtes. Aber eben auch von den Grenzen unserer menschlichen Möglichkeiten abhängig.

In unserer Zeit haben wir Christinnen und Christen also zum einen die Auseinandersetzung mit der Naturwissenschaft und zum anderen mit anderen religiösen Vorstellungen. Dabei ist aber gar nicht ausgeschlossen, dass Naturwissenschaft und Glaube nur unterschiedliche Bereiche der einen Wirklichkeit betrachten. Fragen des Lebens und der Hoffnung für uns Menschen betreffen einen anderen Bereich als naturwissenschaftliche Erkenntnisse. Sie müssen sich also nicht widersprechen, da sie andere Bereiche betreffen.

In der frühen Christenheit nun gab es auch mancherlei Auseinandersetzungen mit den Vorstellungen anderer Menschen. Manches klang mitunter verlockend. Auf manches haben sich auch einige Leute eingelassen. Doch das war nun nicht die Botschaft des christlichen Glaubens. Und da warnt uns nun heute der Briefauszug, den wir gehört haben. Lasst Euch nicht irgendetwas erzählen! Hört nicht einfach auf irgendwelche Ideen! Lasst Euch nicht irgendetwas aufschwätzen! Denn wir haben Euch nicht irgendetwas erzählt. Wir berichten Euch das, was wir gesehen haben. Da wird aufgetrumpft mit dem Argument der Augenzeugenschaft. Und es wird zurückgegriffen auf ein besonderes Erlebnis, das drei Jünger mit Jesus hatten. Sie waren mit ihm auf einen Berg gegangen. Und dort wurde alles plötzlich ganz anders. Da, auf dem Berg hatten die drei Freunde Jesu eine Erscheinung. Sie wurden Augenzeugen eines außergewöhnlichen Ereignisses. Sie sahen Jesus, Mose und Elia verklärt. Das klingt sehr eigentümlich. Und wir fragen uns vielleicht: Wie haben wir uns das vorzustellen? Was bedeutet diese merkwürdige Sprache? Ich denke, hier geht es darum, dass die drei Begleiter Jesu einen Blick in eine andere Welt, in eine andere Realität werfen konnten. Hier war ihnen eine heile Welt vor Augen, eine Welt, die grundlegend anders ist als die Welt, die uns vor Augen steht. Es war eine Welt ohne Leid und Schmerz, ohne Streit und Misserfolg. Es war einfach die perfekte Welt, der Blick auf die Welt, so wie sie Gott sich vorstellt. Hier sahen die drei Freunde Jesu, wie es sein kann, wenn alles nach Gottes Willen zugeht. Und das war einfach nur umwerfend.

Und hier ist etwas geschehen, was wir einen Gottesdienst nennen können. Die drei Jünger sind mit Jesus herausgestiegen aus dem Alltag dieser Welt. Dort oben auf dem Berg kam es zu einer besonderen Begegnung mit Gott. Doch am Ende dieses Gottesdienstes mussten sie wieder zurück in den Alltag, wieder herunter vom Berg. Und auch wir lassen uns im Gottesdienst herausnehmen aus unserem Alltag. Wir werden hineingenommen in die besondere Gegenwart Gottes, hören eine Botschaft, die uns zeigen will, dass es auch anders geht. Doch wenn wir diese Botschaft von Gott hören, dann werden wir auch wieder entlassen in die Niederungen dieser Welt.

Die drei Freunde Jesu hörten eine wichtige Botschaft auf dem Berg: „Dies ist mein geliebter Sohn, an dem ich mich von Herzen freue.“ Es ist die Botschaft von Gott, die uns deutlich macht: Orientiert Euch an Jesus! Schaut auf ihn! In ihm seht Ihr, was Gottes Wille ist, was Euch Zukunft eröffnet, was Euch trägt. Von daher ist das Erlebnis der Freunde Jesu nicht ohne Folgen geblieben. Der Weg hinunter vom Berg der Verklärung war zugleich der Weg zurück in diese Welt. Und das meint auch: Zurück in die Dunkelheit dieser Welt, zurück zum Leiden, zu den Schmerzen, zu den Verletzungen und zu der Krankheit in dieser Welt. Und so ist auch jeder Segen am Ende eines Gottesdienst für uns die Sendung zurück in den Alltag des Lebens. Und mit dem Segen können und dürfen wir durch die neue Woche gehen mit dem Auftrag, das Licht, das uns unser Leben erhellt hat, weiterzugeben. In der Woche geht es darum, mitten in dieser Welt mit ihren Schattenseiten, mit ihren traurigen Akzenten, mit ihrer Armut und ihrer Not Hoffnung und Trost, Zuversicht und Stärke zu bringen. Denn noch leben wir in dieser Welt. Noch gilt es hier zu bestehen und zugleich Ermutigung zu geben.
Und dabei hilft uns die Botschaft von Gott, den Weg zu gehen. Traut auf die Zusagen Gottes! Setzt auf das prophetische Wort, das Euch zu Gott führt und Euch Wegweisung schenkt, wie ihr in dieser Zeit bestehen könnt! Und dieses prophetische Wort verheißt uns auch, dass Jesus wiederkommen wird am Ende der Zeiten. Christus ist der Morgenstern, der uns ins Licht führen wird. So wie einst die Weisen aus dem Morgenland sich am Stern orientiert hatten, um dann schließlich den in die Welt gekommenen Gott zu sehen, so lasst uns auf den schauen, der gesagt hat, dass er wiederkommt, um die Welt zu vollenden.

Doch Fake News kursieren damals wie heute. Es gibt Menschen, die verbreiten, dass Jesus nicht wiederkommen wird. Schon jetzt, hier in dieser Welt kannst Du erleuchtet werden. Und dann ist alles geschehen. Und dann macht es auch nichts mehr aus, wenn Dein Lebensstil nicht so in Ordnung ist. Nein, Hauptsache, Du bist erleuchtet.

Hier kommt ein klares Nein! Und dazu hören wir nochmals die Ermahnung, dass wir uns nicht auf irgendeine Botschaft einlassen. Menschen können sich viel ausdenken. Fake News und Verschwörungstheorien können immer wieder ziehen und Menschen an sich binden. Aber so werden wir auch gebunden. Schaut auf zu Jesus! Vertraut auf die prophetischen Worte der Heiligen Schrift! Lasst Euch nicht irreführen von diesem oder jenem Trend. Haltet fest an Jesus! Er ist ein Bild der Freude Gottes. Er macht Euch frei.

Von daher: Was können wir tun? Welche Wege können wir einschlagen? Welche Schritte können wir gehen? Hören wir immer wieder neu auf die Botschaft, die Gott uns schenkt. Und dazu möchte der Sonntag uns ganz besonders Gelegenheit geben. Aber wir müssen auch in den Alltag dieser Welt. Und da: Schauen wir immer wieder auf Jesus und fragen uns, wie würde er jetzt handeln. Und da sehen und erkennen wir: Er möchte es Licht werden lassen im Leben der Menschen. Er möchte, dass die Niedergeschlagenen und Enttäuschten, die Traurigen und Entmutigten getröstet und gestärkt, aufgerichtet und aufgebaut werden. Und dazu haben wir einen Platz inmitten dieser Welt. Nicht wie die Irrlehrer, vor denen gewarnt wird, die nur an sich und ihre Erleuchtung denken, sollen wir vielmehr Zuversicht und Hoffnung und Trost ausstrahlen und austeilen, damit es in dieser Welt kleine Momente der Verklärung geben kann.

Ihr Pfarrer Carsten Klingenberg